Aus dem GIS auf Basis von MapEdit entsteht in Saarlouis ein Digitaler Zwilling
Netzdokumentation bedeutet für die Energieversorger heute mehr als nur ihrer Planauskunftspflicht nachkommen zu können. Immer detailliertere Daten zu Strom-, Gas- und Wassernetzen dienen längst auch als Grundlage zentraler Funktionen wie Planung oder Ausbau. Im Rahmen ihres Geoinformationssystems (GIS) auf Basis von MuM MapEdit haben die Stadtwerke Saarlouis (SW SLS) jetzt ihren digitalen Zwilling vervollkommnet und um die dritte Dimension erweitert.
Die SW SLS versorgen 37.000 Menschen mit Strom, Gas, Trinkwasser
und Telekommunikation. Auf 45 km2
betreuen 134 Fachkräfte 40.000
Zählpunkte. Diese erstrecken sich innerhalb des Stromnetzes auf 170
km in der Mittel- und 530 km in der Niederspannung, über ein Gasnetz
mit einer Länge von 152 km und ein 238 km langes Wassernetz. Hinzu
kommt ein eigenes Glasfasernetz von derzeit 500 km Infrastrukturlänge,
das der Internet Service Provider (ISP) aktuell massiv ausbaut, bis ganz
Saarlouis erschlossen ist.
Ziele
„Im Laufe der Zeit kommen in der Netzdokumentation immer mehr Daten
hinzu“, sagt Silke Kockler-Schikofsky, Leiterin Netzdokumentation & Planauskunft bei den SW SLS. „So haben wir z.B. bei Rohrleitungen auch
Ereignisse wie Reparaturen miteinfließen lassen, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu schaffen, wo Erneuerungsmaßnahmen am ehesten
vonnöten sind. Probleme zuverlässig und früh zu detektieren, spart Zeit
und Geld und hilft, größere Schäden zu vermeiden.“
Von der Weiterentwicklung in Gestalt der dritten Dimension profitieren in erster Linie Planer der SW SLS selbst. „Erklärtes Ziel ist
es, mit der Stadt Saarlouis in Kooperation einzutreten und einen
gemeinsamen Daten-Pool mit allen relevanten Daten zu schaffen“,
verrät Dr. Ralf Levacher, technischer Geschäftsführer der SW SLS.
„Auf diesen Pool, mit dem wir sukzessive in der Lage sein werden,
die komplette Stadt in einem digitalen 3D-Modell darzustellen, werden beide Parteien jederzeit zugreifen können. Das wird der Mehrwert sein und uns beispielsweise beim effektiven Schutz unserer
kritischen Infrastruktur wertvolle Dienste leisten.“
Dabei soll die dritte Dimension helfen, durch eine besserte Visualisierung in Planungsfragen bessere Entscheidungen treffen zu
können. Hier geht es um Fragen der Simulation, etwa in puncto
Hochwasser oder Wärmeentwicklung, um auf dieser Grundlage
fundiertere Analysen treffen zu können. Am Ende steht der Wunsch,
die Stadt nachhaltiger zu machen.
Novum Darstellung der dritten Dimension
Die dritte Dimension als Ausbaustufe ihres digitalen Zwillings bedeutet signifikante Vorteile für bestimmte Anwendungen. Neben
effizienterem Arbeiten und optimierter Planung bringt sie den SW
SLS deutliche Einsparpotenziale. Beim Aufbau des digitalen 3DModells von Saarlouis, bei dem bereits der Kanal der Stadt integriert wurde, gilt: Je vollständiger und präziser der Daten-Pool zu
Saarlouis‘ Oberfläche, der Bebauung inklusive seines Untergrunds
vorliegt, desto effizienter können die Stadtwerke planen.
3D-Datenquellen
Um den Daten-Pool für das 3D-Modell von Saarlouis zu „füllen“,
begannen die SW SLS, alle Tiefbauarbeiten, z.B. neue Hausanschlüsse oder Reparaturen an Leitungsrohren, via Handy-Scan auf
Basis von Laser-Technologie (LiDAR) zu dokumentieren. Die daraus generierten 3D-Punktwolken lieferten u. a. alle Tiefeninformationen, aus denen die tatsächlichen Abmessungen hervorgingen.
Mit dem Ziel, nach und nach das komplette Stadtbild in Form von
3D-Punktwolken zu erfassen, ließen die SW SLS Saarlouis mit
einem mit speziellen Kameras ausgerüsteten Fahrzeug der Firma
cyclomedia befahren. Zusätzlich wurde Saarlouis beflogen, um
solche Daten auch aus der Vogelperspektive zu generieren und
daraus ein sog. 3D-Meshmodell zu erzeugen. Letzteres wurde dann
über die 3D-Punktwolken aus der Befahrung gelegt, also mit 3DDaten aus der Befahrung „zusammengeführt“.
„Die Kunst bestand darin, alle Daten, die wir zur Verfügung hatten,
in einen zentralen Daten-Pool zu bringen und zu nutzen“, erklärt
Silke Kockler-Schikofsky. „Und mit Hilfe von MapEdit und seinem
3D-Viewer hatten wir die Möglichkeit das Ganze mit Blick auf die
verschiedenen Anwendungen zu visualisieren.“ Als Datenquellen
dienen den Stadtwerken dabei neben 3D-Punktwolken aus der
Befahrung und Laser-Scans hochauflösende Luftbilder, ein digitales Geländemodell (Höhen der Geländeoberflächen) des Landesamtes für Vermessung sowie ihre interne Leitungsdokumentation
inklusive Sachdaten zu den Gewerken Strom, Gas, Wasser und
Glasfaser.
MuM MapEdit
Die SW SLS arbeiten seit Jahren mit MuM zusammen. Ein Großteil
der Belegschaft nutzt die Plattform MapEdit des Software-Anbieters sowie den 3D-Viewer, der die räumliche Darstellung erlaubt.
Mit der dritten Dimension sind eine realistischere Visualisierung
und damit eine bessere Planung möglich als lediglich in 2D. Und
das hilft, in der Planung und in der Ausführung Kosten zu sparen.
Silke Kockler-Schikofsky, Leiterin Netzdokumentation und
Planauskunft, sieht den Digitalen Zwilling als Investition
für kommende Generationen.